Freitag, 2. Juli 2021

Kalender 2021 - Zeitreise Juli

Sambucus nigra

Eva Wöhrl



Die Zeitreise beginnt in der Jungsteinzeit. Denn der Holunder oder Holler dürfte zu den ältesten Heilpflanzen der Menschheit zählen. 
 
Er galt als Wohnstätte verschiedener, den Menschen freundlich gestimmter Götter. 
 
Die Göttin Holla symbolisiert alle Zyklen des menschlichen Lebens und der Natur: Sie war jugendliche Frühjahrsgöttin, fruchtbare Sommer- und Liebesgöttin (Freya) und alte Wintergöttin Perchta oder Hel und repräsentierte hier den dunklen Aspekt, den Tod. 
 
Die Göttin Holla wohnte im Holunderbaum und wachte über Haus, Hof und Äcker und begleitete den Menschen bei Geburt, Ehe und Tod. 
 
Als heiliger Baum bot der Holunder Schutz und spendete Heilmittel und Nahrung, war die „Hausapotheke des Bauern“. Zur Zeit als man noch an Frau Holle glaubte, brachte es Unheil, einen Holunderbusch zu fällen. Man konnte damit seine Gesundheit oder gar sein Leben riskieren. 
 
Man glaubte, der Baum wäre beseelt und bewohnt und man brachte ihm Opfergaben. 
 
Das wurde nach Einführung des Christentums ausdrücklich verboten. Der heidnische Holunder sollte abgewertet werden und der Wohnort der Göttin wurde zum Baum des Teufels. 
 
Als archaische Erdgöttin war Frau Holle (Perchta) die Herrin über Leben und Tod. Die heidnischen Friesen begruben ihre Toten unter dem Ellhorn nahe beim Haus. 
 
Der Hofholunder war der Baum der verstorbenen Ahnen. Viele Bräuche unterstreichen den Todesaspekt des Holunders. Gleichzeitig macht ihn aber die Eigenschaft, schnell wieder auszutreiben, nachdem er abgeschlagen wurde, zum Symbol der Wiedergeburt. 
 
Er war somit auch ein Baum des Lebens. Werden und Vergehen gehören untrennbar zusammen und im Holunder ist beides miteinander vereint.

Ebenfalls bereits in der Jungsteinzeit bekannt war der Beifuß, der ebenfalls auf dem Quilt zu sehen ist.