Sambucus nigra
Eva Wöhrl
Die Zeitreise
beginnt in der Jungsteinzeit. Denn der Holunder oder Holler dürfte
zu den ältesten Heilpflanzen der Menschheit zählen.
Er galt als
Wohnstätte verschiedener, den Menschen freundlich gestimmter Götter.
Die Göttin Holla symbolisiert alle Zyklen des menschlichen Lebens
und der Natur: Sie war jugendliche Frühjahrsgöttin, fruchtbare
Sommer- und Liebesgöttin (Freya) und alte Wintergöttin Perchta oder
Hel und repräsentierte hier den dunklen Aspekt, den Tod.
Die Göttin
Holla wohnte im Holunderbaum und wachte über Haus, Hof und Äcker
und begleitete den Menschen bei Geburt, Ehe und Tod.
Als heiliger
Baum bot der Holunder Schutz und spendete Heilmittel und Nahrung, war
die „Hausapotheke des Bauern“. Zur Zeit als man noch an Frau
Holle glaubte, brachte es Unheil, einen Holunderbusch zu fällen.
Man konnte damit seine Gesundheit oder gar sein Leben riskieren.
Man
glaubte, der Baum wäre beseelt und bewohnt und man brachte ihm
Opfergaben.
Das wurde nach Einführung des Christentums ausdrücklich
verboten. Der heidnische Holunder sollte abgewertet werden und der
Wohnort der Göttin wurde zum Baum des Teufels.
Als archaische
Erdgöttin war Frau Holle (Perchta) die Herrin über Leben und Tod.
Die heidnischen Friesen begruben ihre Toten unter dem Ellhorn nahe
beim Haus.
Der Hofholunder war der Baum der verstorbenen Ahnen. Viele
Bräuche unterstreichen den Todesaspekt des Holunders. Gleichzeitig
macht ihn aber die Eigenschaft, schnell wieder auszutreiben, nachdem
er abgeschlagen wurde, zum Symbol der Wiedergeburt.
Er war somit auch
ein Baum des Lebens. Werden und Vergehen gehören untrennbar zusammen
und im Holunder ist beides miteinander vereint.
Ebenfalls bereits in der Jungsteinzeit bekannt war der Beifuß, der ebenfalls auf dem Quilt zu sehen ist.